Wie alles beginnt // How it started

Der ganze Prozess beginnt Anfang Januar, 2022. Draußen schneit es, ich liege im Bett und kann nicht schlafen. Ich habe gerade mein Examen in der Krankenpflege gemacht, und nach der ersten heftigen Phase der Euphorie komme ich wieder ins Nachdenken. Wie möchte ich die nächsten Jahre gestalten? Ich habe schon lange den Wunsch, für längere Zeit im Ausland zu leben und meinen Beruf dort auszuüben. Und da ich privat gerade ein paar Rückschläge erlebt habe, verspüre ich das Bedürfnis, etwas für mich zu tun, das eine Bedeutung hat.

Aus Interesse googele ich Freiwilligenarbeit Krankenpflege Ausland und erhalte eine Menge Treffer. Viele Organisationen klingen zwar vielversprechend, verlangen aber horrende Preise für einen Auslandseinsatz im medizinischen Bereich. Irgendwann entdecke ich eine Website namens WeltWärts – eine Unterorganisation der Caritas, wie ich lese. Auch unterscheiden sich die Aufwandskosten deutlich von allen anderen im positiven Aspekt. WeltWärts vermittelt Freiwillige in alle Teile der Welt, aber die meisten Einsätze in Kliniken oder Gesundheitszentren finde ich tatsächlich in der Rubrik Afrika. Okay, warum eigentlich nicht. Ich bin neugierig und fasziniert.
Bewerbungsstart ist im Sommer, man muss sich ein Jahr im Voraus bewerben. Ich habe also noch etwas Zeit.

Ab März werde ich erst Mal anfangen, auf einer neurologischen Akutstation zu arbeiten - zu diesem Zeitpunkt in meiner Vorstellung noch mein Traumjob – und nebenbei weiterhin bei der Leasingfirma für Pflegekräfte, bei der ich schon viele Jahre beschäftigt bin.
Ich behalte die Idee mit der Freiwilligenarbeit in Afrika im Hinterkopf und stürze mich erstmal in die Arbeit.

August 2022

Deutschland erlebt einen Hochsommer wie schon lange nicht mehr. Die Energie in Berlin ist wie jedes Jahr magisch, die Luft brennt, die Clubs und Biergärten sind voll. Ich entdecke meine Liebe für Nachtdienste und schiebe auf der Neurologie einen nach dem anderen. Wir haben immer wieder Corona – Ausbrüche auf Station. Während es im Leasing weiterhin super läuft, habe ich in meinem Hauptjob leider das Gefühl, nicht voranzukommen. Ich bezweifele immer mehr, dass ich die Umstände im Stationsalltag langfristig so hinnehmen kann. Andererseits kann ich meine Kollegen total gut leiden. Die Ambivalenz ist groß.
Mir fällt ein, das bei WeltWärts bald Bewerbungsschluss ist. Wer weiß, was passieren wird. Ich fange also schnell an, ein paar Bewerbungen rauszuschicken.

September 2022

Ich verabschiede mich von dem Gedanken, dass es mit meinem jetzigen Job noch funktionieren wird, und bewerbe mich in einer der größten und renommiertesten Kliniken Berlins. Dort ist gerade eine interessante Stelle auf der Stroke Unit frei geworden. Ich arbeite Probe, bekomme den Job auch und bin überglücklich.

Dann eine Email von einer der Organisationen: ich hätte die Möglichkeit, mit ihnen auch schon im Januar auszureisen. Hierbei handelt es sich um einen Einsatz in einer Klinik in Brikama, Gambia. Ob ich Interesse daran hätte? Ich fahre erst mal mit einer Freundin in den Kurzurlaub nach Wien und nehme dort dann an einem Zoom – Meeting für Bewerber teil. Mache mir direkt danach aber nicht allzu große Hoffnungen, dass es gleich geklappt hat – die anderen Teilnehmer waren auch sehr vielversprechend. Aber 4 Tage später erhalte ich die Zusage.

Wenn jetzt von meiner Seite das Okay kommt, steht die Sache. Ich schlafe darüber, mache mir viele Gedanken um meinen coolen neuen Job, beschließe dann aber, die Chance zu nutzen. Wer weiß, ob oder wie schnell die nächste kommen wird.
Für die letzten 3 Monate, die ich in Deutschland sein werde, wechsele ich Vollzeit in meine Leasingfirma. Was anfangs nur eine ideale temporäre Option ist, bringt mir letzten Endes extrem viel Freude und persönliche Weiterentwicklung.

Und dann gehen die Vorbereitungen richtig los.

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The whole process starts in early January, 2022. It's snowing outside, I'm lying in bed and can't sleep. I've just passed my nursing degree a few days ago and after the initial intense period of euphoria, I'm starting to contemplain. How do I want to shape the next few years? For a long time I have had the desire to live abroad for a longer period of time and to do my job there. And since I've just experienced a few major setbacks in my private life, I feel the need to do something for myself, something meaningful.

Out of interest, I google volunteer work nursing abroad and get a ton of hits. Many organizations sound promising, but charge exorbitant prices for a medical assignment abroad. At some point I discover a website called WeltWärts - a sub-organization of Caritas, I read. The expense costs also differ significantly from all others - in the positive aspect. WeltWärts places volunteers in all parts of the world, but I actually find most assignments in clinics or health centers in the Africa section. OK, actually, why not. I'm curious and fascinated.
Applications start in the summer, you have to apply a year in advance. So I still have some time.

From March I will first start working in a neurological care unit - at this point in time I imagine it is still my dream job - and on the side I will continue to work for the nursing staff leasing company, which I have been working with for many years.
I keep the idea of ​​ volunteering in Africa in the back of my mind and jump into work first. 

Aug 2022

Germany is experiencing a midsummer like it hasn't had in a long time. As every year, the energy in Berlin is magical, the air is burning, the clubs and beer gardens are crowded. I discover my love for night shifts and work one after another. We continuously have corona outbreaks on the ward. While things continue to go well in leasing, I get the feeling that I am not really making the progress I was hoping for in my main job. And I start doubting more and more that I can accept the circumstances in the everyday life on the ward long term. On the other hand, I adore my colleagues. A lot of ambivalence.
It occurs to me that the application deadline at WeltWärts is approaching. Who knows what will happen. I'm starting to send out a few applications.

Sep 2022

I move away from the thought that my current job will work out for me and apply to one of the largest and most renowned clinics in Berlin. An interesting position on the stroke unit has just become vacant there. I work a trial day, I get the job, I'm overjoyed.

Then an email of one of the organizations: I would have the opportunity to already travel with them in January. This is an assignment in a clinic in Brikama, Gambia. "Would you be interested?" 

I'm going on a short vacation to Vienna with a friend and take part in a 

Zoom meeting for applicants there. I don't get my hopes up too much right away that it worked out - the other participants also seemed very promising. But 4 days later I get the confirmation.

If I give my okay right now, the matter is settled. I sleep on it, think about my cool new job a lot, but then decide to take the chance. Who knows how soon the next chance will come. Or if it will at all.

For the last 3 months remaining in Germany I decide to work in my temp agency job full time. What is initially only an ideal temporary option will bring me a lot of joy and personal development in the end.

And then, the preparations really start.