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Es werden Posts vom August, 2023 angezeigt.

Es war nicht alles schlecht

Schon allein deswegen, weil ich Adama für diesen Zeitraum in meinem Leben haben durfte. Und wir alle hatten am Anfang viel Spaß und nettes Zusammensein – auch wenn ich mich rückblickend immer frage, wie viel davon wirklich authentisch war, wenn es dann so schnell umschlagen konnte. Ich frage mich, warum man jemanden bei sich leben lässt, den man offensichtlich nicht dort haben will und innerlich ablehnt. Aufgrund von Persönlichkeit, von zwischenmenschlichen Beziehungen und anderen Ansichten. Mir fallen Gründe ein, warum ich nie gebeten wurde zu gehen. Ich bin mir sehr sicher, zu verstehen, worum es hier wirklich ging. Und auf sachlicher Ebene kann ich es auch nachvollziehen. Auf persönlicher Ebene ging das alles auf die Kosten meiner mentalen Gesundheit. Ich habe oft daran gedacht, meine ersten Einträge über diese Familie wieder zu löschen. Weil es mir aus heutiger Sicht so falsch und grotesk vorkommt, was ich dort meinte zu erleben. Und wie ich alles geschrieben habe – jetzt liest e...

Glückliche und unglückliche Zwischenfälle

Der Brief Tobaski, Tag 3. Ich war mit Fatou  Jobe , ihrer Schwester und einer Freundin unterwegs. Wir hatten uns alle schöne Kleider angezogen, Haare ge flochten , gingen im Dorf spazieren, hörten Musik auf unseren Handys, wie das immer so war. In dieser Nacht war wahnsinnig viel los, die Straßen waren voll, die Stimmung war großartig. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in dem goldenen Kleid, das Fa tou Jobe mir geliehen hatte, und ich genoss meine Gesellschaft. Wir waren seit ein paar Stunden unterwegs und besuchten Freunde und entfernte Cousins. Gerade saßen wir im Wohnzimmer von E brima Gassama , einem Freund von Fa tou Jobe und mir, und tranken Limonade. Es lief Musik, und ich unterhielt mich angeregt mit einem anderem Gast, einem Lehrer, über mein HIV – Aufklärungsprojekt. Dann erhielt ich eine kryptische Sprachnachricht von Theresa. Ich hörte sie mir zweimal an, aber wurde nicht schlau daraus. Es ging um irgendeinen Brief, den sie und Ava erhalten hätten. Es klang ernst. ...

Getrennte Wege

J ede Zeit auf dieser Welt ist begrenzt. Alles geht zu Ende – manches früher als später. Dazu zählte die Zeit mit meiner Gastfamilie. Obwohl es sich in den letzten Monaten immer schon seltsam und unpassend angefühlt hatte, das zu sagen. Das Wort passte immer weniger zu meinen Gefühlen. Aus Gastfamilie wurde „die Menschen, mit denen ich zusammenlebe“ und aus „Zuhause“ wurde „der Compound, in dem ich lebe.“ Diese Veränderungen, begleitet von vielen weiteren, kamen schleichend. Aber unausweichlich. Es begann mit einem Zwischenfall im Februar, von dem die Dynamik sich nie wieder richtig erholen konnte. Im Nachhinein weiß ich genau, dass es ein unfassbar schwerer Fehler war, sich mit jemandem aus der Familie einzulassen. Das war allein ich, dafür trage ich die Verantwortung. Ich hatte mir vorher viele Gedanken gemacht, auch Vorbehalte gehabt, mich dann aber doch dafür entschieden. Naiverweise gehofft, dass es schon alles weitergehen würde, auch wenn es nicht funktionieren sollte. Und es fu...