Es war nicht alles schlecht

Schon allein deswegen, weil ich Adama für diesen Zeitraum in meinem Leben haben durfte.
Und wir alle hatten am Anfang viel Spaß und nettes Zusammensein – auch wenn ich mich rückblickend immer frage, wie viel davon wirklich authentisch war, wenn es dann so schnell umschlagen konnte. Ich frage mich, warum man jemanden bei sich leben lässt, den man offensichtlich nicht dort haben will und innerlich ablehnt. Aufgrund von Persönlichkeit, von zwischenmenschlichen Beziehungen und anderen Ansichten. Mir fallen Gründe ein, warum ich nie gebeten wurde zu gehen. Ich bin mir sehr sicher, zu verstehen, worum es hier wirklich ging.

Und auf sachlicher Ebene kann ich es auch nachvollziehen. Auf persönlicher Ebene ging das alles auf die Kosten meiner mentalen Gesundheit.

Ich habe oft daran gedacht, meine ersten Einträge über diese Familie wieder zu löschen. Weil es mir aus heutiger Sicht so falsch und grotesk vorkommt, was ich dort meinte zu erleben. Und wie ich alles geschrieben habe – jetzt liest es sich wie Satire.
Ich lasse sie trotzdem drin, weil ich es ja in dem Moment ehrlich so empfunden habe, und betrachte sie nur noch als Bestandsaufnahmen.
Von allen Mitgliedern dieser großen Familie hatte ich eigentlich nur eng mit Adama, F und M zu tun. Und es gab immer wieder Momente zwischen F und mir, in denen ich dachte, die Beziehung könnte sich wieder zum Besseren wenden. Momente, in denen ich Verbundenheit spürte, in denen ich merkte, dass sie dankbar für meine Hilfe war. Aber es reichte am Ende nicht aus und sollte nicht sein.

Und dann wollte ich es auch nicht mehr. Ich möchte nicht mit Menschen zutun haben, deren Freundlichkeit und Akzeptanz an so viele unterschiedliche Bedingungen geknüpft ist. Das war immer wie ein Minenfeld. Es gab so vieles, das ich anscheinend falsch machte, das unpassend war, das nicht lief. Vermutlich könnte man nochmal ein eigenes Buch füllen mit all den Gründen. Leider werde ich das Ausmaß dessen nie erfahren, weil in all den Monaten niemand gewillt war, mit mir darüber zu sprechen. 
Die Nachrichten, die ich später noch von S, M oder L bekam, waren entweder konfus oder einfach nur beleidigend. Und es wurden immer noch andere Personen mit hineingezogen. Auch im Krankenhaus, wie ich schon geahnt hatte. Wie B mir prophezeit hatte. Ich beschloss, darauf nicht mehr zu reagieren und mich so weit abzugrenzen, wie ich konnte. Ich blockierte und ignorierte. Es war der einzige Weg.

Mich lässt das nicht kalt. Ich liege oft noch nachts wach und denke darüber nach, wie enttäuschend und furchtbar ich all das finde, was passiert ist, wie unnötig. Weil so vieles davon mit Kommunikation vermeidbar gewesen wäre. 
Weder bin ich jemals so behandelt worden, noch bin ich vorher öffentlich denunziert worden. Und es schockiert mich immer noch, es macht mich fertig. Ich habe keine Lust mehr, diesen Menschen so viel Raum in meinem Leben einzuräumen, nach allem. Diese Erfahrung hatte nichts mehr mit kulturellem Austausch zu tun, sondern eher mit kultureller Unterwerfung.
Andererseits musste das alles so kommen, weil es ich an den Ort gebracht hat, an dem ich echte Wertschätzung und Validation meiner Gefühle und Person erfahren durfte. Den Ort mit meinen Schwestern, mit meinem Seelenfrieden. Einen Ort, den ich nie wieder wegdenken möchte. Ich wünschte, ich hätte noch mehr Zeit dort verbringen können, aber die Umstände machten nur 7 Wochen daraus. Aber es waren mitunter die besten Wochen für mich in Gambia.

Deswegen bin ich genauso dankbar für diese schlechte Erfahrung wie für alle anderen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Know your status, Teil I

Glückliche und unglückliche Zwischenfälle

Welcome to The Gambia