Awa

Deutscher Name: Ava
In Gambia seit dem: 04.01.2023
Projektstelle: The Girls Agenda
Wohnort: Brikama

Ava und ich lernten uns quasi virtuell im Zoom - Meeting zum Auswahlverfahren der Freiwilligen kennen. Nach einem weiteren Meeting trafen wir uns dann im realen Leben, zum Vorbereitungsseminar im Dezember in Leipzig. Was mir als erstes in diesen Tagen an Ava auffiel, war ihre beeindruckende und schöne Sammlung an Rollkragenpullovern. Außerdem fand ich sie sehr intelligent und sie schien nie irgendetwas unüberlegtes zu sagen, alles wirkte gut durchdacht. Das macht sie später sicher zu einer guten Anwältin. Uns trennen fast 10 Jahre – und mit den Monaten, die wir uns kannten, dachte ich immer wieder, dass ich ihn ihrem Alter noch lange nicht so reflektiert und offen für die Welt gewesen bin.
Ava und ich kamen ja gleichzeitig in Gambia an. In diesen ersten Tagen war es wirklich schön, dass wir alles zusammen kennenlernen durften. Ich werde nie vergessen, wie wir zusammen vom Flughafen abgeholt wurden, die Autostrecke nach Brikama fuhren und zum ersten Mal alles sahen. Gemeinsam. Einen Abstecher auf den Craft Market machten.Wie wir dann in Brikama hielten, um Geld zu tauschen, und total überwältigt vom Treiben auf dem Markt waren. Die Lautstärke. Die Massen. Wir saßen bei Western Union, es war immer noch brutal heiß, ich versuchte meine Berge an umgetauschten Dalasis zu zählen und gab nach dem zweiten Mal auf, weil ich mich nicht konzentrieren konnte. Später fuhren wir aufs Vereinsgrundstück und lernten Laura P und E kennen.
Dieser Abend ist mir für immer im Gedächtnis geblieben.
Abgesehen davon kann man sich auf Ava verlassen. Ob es meine medizinischen Probleme ganz am Anfang waren oder die mit meiner Gastfamilie gegen Ende, der Abend, an dem ich auf ihrer Couch schlafen konnte – ich habe das auf jeden Fall gemerkt. Auch wenn sich unsere Aufenthalte im Laufe der Zeit komplett unterschiedlich entwickelt haben, fühle ich mich immer noch irgendwo verbunden.
Außerdem fand ich ihren Einsatz bei TGA immer toll und bewundernswert.
Meine Schwester Fatou Jobe hat Ava mal kennengelernt und nennt sie seitdem immer ‚Action Girl‘. „Sie hat so viel Energie, richtig ansteckend! So eine richtige Action – Ausstrahlung! Und sie ist so lustig.“

Danke, dass du Teil unserer Gruppe bist.


Wir sitzen im Wohnzimmer meines ersten Compounds, zwischendurch hört man F, M und einen unbekannten Mann immer wieder vorbeilaufen und sich irgendetwas zuschreien.


Ich: „Dann herzlich willkommen zum Interview mit Ava...“
A: „Awa Demba...“
Ich: Dann erzähl mal, drei Dinge, für die du dankbar bist.“
A: „Okay. Mein erster Punkt ist, wie glaube ich bei uns allen, die Offenheit und die Hilfsbereitschaft der Leute hier vor Ort. Das ist wirklich einfach so, jeden Tag. Ich glaube, ich habe auch wirklich eine tolle Familie erwischt. So eine Großzügigkeit. Ich habe das vor allem jetzt noch in meiner Reise in den Senegal richtig gespürt. Wir sind dort ja bei der Familie von meiner Gastmutter untergekommen, komplett kostenlos. Wurden komplett umsorgt...eine Frau hat extra ihr Zimmer frei geräumt, damit ich und Theresa dort sein konnten. Das war einfach der Hammer. Die Menschen sind hier einfach so nett, das werde ich so vermissen.“
Ich: „Ja, ich auch.“
A: „Das war wirklich unfassbar.“
Ich: „Oder jedes Mal, wenn du zum Beispiel ein Taxi brauchst, oder ein Bustaxi...nach Turntable* zum Beispiel...du musst dich ja eigentlich nur hinstellen, dann kommt jemand und begleitet dich dahin.“
A: „Weißt du, was mir letzte Woche passiert ist? Ah! Ich war auf dem Weg nach Hause, von der Bank. Ich musste noch ein Sixpack Wasser kaufen, da kam ein Mann, der wohnt bei mir gegenüber. Er ist im Taxi an mir vorbeigefahren und sagt: Hey ich bin auf dem Weg nach Sanyang*, willst du mitkommen? Ich sagte nein, ich müsse nach Hause. Und er: Okay, dann steig ein!
Aber ich musste ja noch Wasser kaufen. Und weißt du, was er macht? Er rennt in den Minimarkt, kauft mir das Wasser, will nachdem ich zehnmal versucht habe, es ihm zuzustecken, das Geld nicht mal zurück, setzt mich zuhause ab...“
Ich: „Ohne deine Nummer zu wollen?“
A: „Ja.“
Ich: mache die Art überraschten Schrei, der hier üblich ist, wenn etwas wirklich absurdes passiert ist.
A: „Der wohnt einfach nur bei uns gegenüber, ich habe den ein paar Mal gesehen, ich konnte mir seinen Namen nie merken. Ich glaube, er heißt Ebrima. Aber das wars auch schon! Das war wieder so ein Erlebnis. Ich bin manchmal echt geflasht. Ich weiß dann immer gar nicht, was ich sagen soll. Ich fühl mich dann manchmal richtig schlecht."
Ich: „Damit hätte ich auch nicht gerechnet. Hey, gestern, als ich mit Adama vom Strand in Senegambia zurück wollte ich eigentlich nur zurück zum Turntable, mit so einem geteilten Taxi. Und als wir dann am Turntable waren und die anderen ausgestiegen waren, sagte der Fahrer zu mir, ich fahre jetzt auch zurück nach Brikama, soll ich dich nicht mitnehmen? Ich fragte, wie viel Geld er wollte. Und er meinte, just what doesn‘t disturb you. (Von Senegambia nach Turntable zahlt man in einem Taxi eigentlich horrende Summen an Fahrgeld.) Und dann hat er uns für 220 Dalasi gefahren. Ohne nach meiner Nummer zu fragen, ohne nach einem Date zu fragen. Wir saßen mit Adama im Auto, haben Musik gehört, es war total entspannt.“
A: „Und bei Männern ist das leider auch selten.“
Ich: „Ja.“
A: „Wenn es komplett ohne Hintergedanken abläuft, ist das echt schön.“
A: „Dann bin ich sehr dankbar für mein soziales Umfeld. Ich denke manchmal wirklich, ich habe einfach in den Glücks – Pot gegriffen. Meine Kolleginnen sind einfach so tolle Personen, auch wenn wir uns manchmal in die Haare kriegen. Wir sind einfach eine kleine Girl – Gang da drüben im Büro. Dann meine Gastfamilie, deine Gastfamilie und die Gastfamilien von allen anderen Freiwilligen...Das ist wirklich ein kleines, aber feines Netzwerk. Und alle sind immer so nett zu uns. Na, im Optimalfall.“
A: „Und natürlich meine Mitfreiwilligen! Also, für mich sind das Eigenschaften, aber vor allem Personen, die mich einfach weitergebracht haben. Das soziale Miteinander hier – da gehören auch ganz klar wir Freiwilligen dazu. Vor allem Theresa. Genauso wie die Beziehung zwischen Laura P und Laura K. Als Theresa gekommen ist, hat sich für mich nochmal einiges geändert. Und das war einfach so toll. Wir haben echt Glück, so aneinander geraten zu sein, so zufällig.“
Ich: „Auch dass es bei euch so gut läuft in der Projektstelle und dass man sich nicht in die Quere kommt. Das finde ich bei euch sehr erstaunlich.“
A: „Ja! Weißt du noch, kurz bevor sie kam, haben wir noch darüber gesprochen. Wie das wohl wird, wenn noch eine zweite Person zu mir in die Projektstelle kommt...Und im Nachhinein bin ich einfach so dankbar.“
Ich: „Das merke ich auch.“
A: „Denn das ist einfach eine sehr besondere Projektstelle. Da brauchst du wirklich viel kulturelles Hintergrundwissen. Und da kannst du so oft anecken. Dann kriegst du die volle Ladung Verantwortung dafür. Und wenn man zu zweit ist, dann kann man das aufteilen. (lacht.)
Ich: „Dann drei Dinge, die du oft denkst.“
A: „Also, die Nummer eins, für immer und ewig, wird einfach sein: Wow.“
Ich: „Süß, wie Adama.“ (Wir lachen.)
A: „Aber nicht nur Wow im Sinne von Wow, wie toll, sondern auch, Oh mein Gott. Es gibt hier Positives und Negatives in aller Bandbreite. Es sind Lebensgeschichten, die wir hier kennenlernen, die mit uns geteilt werden, von Frauen, von Männern, von Kindern...Meine Gastgeschwister, meine Gastfamilie...was für Biographien hier einfach rumlaufen. Durch die Gassen spazieren. Die körperliche Arbeit, die hier verrichtet wird. Mit welcher Leidenschaft die Menschen hinter ihren Berufen stehen. Oder auch nicht. Ich habe noch nie in meinem Leben allgemein solche Extremformen mitbekommen.
A: „Punkt zwei, Hab Geduld. Ich glaube, das haben auch die anderen schon gesagt, aber ich kann es nur wiederholen. Es ist in vielerlei Hinsicht der Fall. Ob es darum geht, hier anzukommen, sich wirklich was aufzubauen, oder sich hier einzufinden. Ob es auf der Arbeit ist, weil die Menschen hier einfach anders arbeiten, und langsamer, und manchmal komplizierter. Ob es das WLAN ist. (Wir lachen.) Wie oft sitzen Theresa und ich da und warten darauf, dass einfach diese eine Email, die wir gerade geschrieben haben, sendet. Im Alltag, auch ständig, dieses ewige Warten und Warten.“
Ich: „Am Geldautomat...“
A: „Von Geldautomat zu Geldautomat musst du spazieren, um irgendwo Geld zu bekommen.“
Ich: „Dann wartest du 5 Minuten. Dann sagt der Automat: Currently unable to dispense.“ 
A: „Bei der Person vor der hat es meistens noch geklappt, und dann denkt sich das System wohl, jetzt ist auch gut für heute.“
A: „Und Punkt drei, wie soll ich das alles jemald zuhause berichten. Wie… Wie soll man das alles, was man hier erfährt, erlebt, kennenlernt, jemals seinen Liebsten, seinen Freunden, übermitteln. Deswegen schreibe ich auch Tagebuch. Das ist meine einzige Chance. Ich vergess auch immer so viel, was hier passiert.“
Ich: „Ich auch. Ich könnte mich jetzt zum Beispiel nicht erinnern, was ich letzten Mittwoch genau gemacht habe. Ich hab da immer echt Schwierigkeiten, das zu rekonstruieren, weil hier so viel passiert.“
A: „Ich weiß auch nicht mehr, was letzten Mittwoch war.“
Ich. „Deswegen schreibe ich mir immer am Anfang der Woche einen Wochenplan, was ich so jeden Tag vorhabe. Und dann am Sonntag überarbeite ich das dann nochmal, und schaue, was davon wirklich passiert ist. Wenn ich mich dann manchmal frage, was ich eigentlich gemacht habe, kann ich es nachlesen.“
A: „Ja, aber im Endeffekt läuft es bei mir dann nie ab wie geplant.“
Ich: „Nein, auf keinen Fall.“
A: „Aber das macht es hier auch wirklich aus. Man hat hier keine Macht über sein eigenes Leben! (Wir lachen)
Ich: „Nee!“
A: „Es passiert einem einfach. Man lebt alles einfach so, wie es passiert.“
Ich: „Drei Dinge, die du oft sagst?“
A: „Salam Aleykum. Das ist die Nummer eins. Salam Aleykum – Maleykum Salam…* Einfach, damit alle wissen, ich schenke ihnen Frieden, ich wünsche ihnen Frieden. Das ist ja nicht nur die Etikette hier, das ist ein Gesprächsstarter, das sagst du immer und überall. Punkt zwei, Scheiße, ist das heiß.“
Ich: „Wie Laura K.“
A: „Ehrlich? Oh, na gut.“
Ich: „Ja, aber es ist ja nunmal so.“
A: „Und es wird ja grade auch echt immer schlimmer. (Als wir das Interview führen, stehen wir einige Tage vor der Regenzeit und es ist nicht nur heißer, sondern auch eine wahnsinnige Luftfeuchtigkeit.) Es wird immer, immer, immer schlimmer. Letzter Punkt. Also, ich bin ja echt eine gute Esserin, und ich sage immer zu Theresa, Theresa, hast du auch Bock auf
Also, wirklich alles. Hast du auch Lust auf ein Tapalapa* mit Butter? Oder auf eine Mango...kann man beliebig weitermachen. Ich verleite Theresa immer zum Essen. Ich habe immer Bock auf irgendwas.“
Ich: „Hier, du kannst gleich einen von diesen geilen Keksen hier mitnehmen, für deinen Heimweg.“
A: „Danke! Ich freu mich so.“
(Es gibt in Brikama wenig wirklich gute Süßigkeiten, aber es gibt in einem Minimarkt immer Double Chocolate Cookies, mit denen ich mich eindecke, sobald eine neue Lieferung eingegangen ist. In einem Eintrag im April ist auch schon einmal die Rede von diesen Keksen.)
Ich: „Drei Personen, die dich inspiriert haben.“
A: „Da haben mir Laura K und Laura P tatsächlich schon ein, zwei Personen vorweg genommen.
A, aus meiner Organisation. Ich finde es toll, dass sie die auch genannt haben. A ist einfach ein besonderer Mensch...ich habe mittlerweile sehr viel Einblick in ihre Person und ihre Biographie bekommen. Sie ist durch vieles gegangen und hat sich alles, was sie jetzt hat, erkämpft.
Ich weiß nicht, ob du das wusstest, aber sie ist mit 17 Jahren gerade so einer child marriage entflohen.“
Ich: „Nein. Also mit einem viel älteren Mann verheiratet zu werden?“
A: „Ja, mit ihrem Cousin. Sie sollte seine zweite Frau werden. Sie ging noch zur Schule damals, und die Schule hat ihr damals sehr geholfen. Sie musste auch in eine andere Stadt ziehen zu ihrer eigenen Sicherheit. Im Grunde ist sie so auch zu TGA* gekommen. Jede meiner Kolleginnen hat ja irgendeine Geschichte. Jedenfalls sagt A heute, schaut euch mein Leben an, wie es jetzt aussieht...wäre ich damals verheiratet worden, würde ich wahrscheinlich heute auf der Straße sitzen und betteln. Jetzt steh ich hier und bin frei, kann hinreisen, wohin ich möchte, Aufklärungsarbeit betreiben, ich sorge dafür, dass anderen Mädchen nicht dasselbe passiert wie mir fast passiert wäre. Dass ihnen das erspart bleibt.
Und A ist ja auch erst 25. Das ist so beeindruckend.
A: „Dann meine Gastmama, Awa Demba, meine Namens – Verwandte. Sie ist einfach so eine unfassbar starke Frau. Jetzt auch, wo ihr Ehemann weg ist.
(Den Ehemann haben wir alle noch kennengelernt. Eines Tages hieß es plötzlich, dass er in die UK fliegen würde, um dort zu arbeiten, und es sei nicht klar, wann er zurückkäme. Was das für eine Arbeit sei, wusste niemand. Er war einfach von einem Tag auf den anderen verschwunden. So etwas habe ich im Laufe meines Aufenthalts oft erlebt, und oft haben die Verwandten und Freunde keinerlei Hintergrundinformationen, aber fragen auch nicht nach. Es scheint kulturell nicht angebracht zu sein, zu viele Fragen über so etwas zu stellen. Ich finde das bis heute schwer verständlich.)
Sie ist mit den zwei Kleinkindern alleine, und schafft das alles. Gerade haben wir auch noch Gäste, mit noch mehr Kindern. Das ganze Haus ist voll. Awa kocht jeden Tag, für zehn Mann, ich könnte das gar nicht. Allein emotional. Du musst jeden Tag funktionieren, funktionieren, funktionieren. Sonst haben die Leute kein Essen auf dem Tisch, und du bist Schuld. Sie muss putzen, machen, tun, mit ihrem Baby auf dem Rücken...“
Ich: „Und sie ist trotzdem immer so fröhlich, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Sie ist nie unfreundlich oder genervt.“
A: „Nie.“
Ich: „Ich hab das Gefühl, sie hat gar keinen...no evil bone inside of her body.“
A: „Extrem starke Frau.“
A: „Und von dort aus bleibt es in meiner Gastfamilie. Meine jüngere Gastschwester, I. Von Anfang an dachte ich mir wieder nur, wow. Sie steht morgens auf, putzt das ganze Haus, wäscht noch kurz die Sachen von den Kleinen, dann ist sie bis 17 Uhr in der Schule, kommt nach Hause, macht den Abwasch. Sobald sie nach Hause kommt, ist sie auch Hausfrau. Und eigentlich hat sie nie Zeit, um zu lernen, um irgendwo hinzugehen, um etwas für sich zu tun. Aber sie zieht das jeden Tag durch. Ich glaube, deswegen war es am Anfang auch so schwer für sie, sich mir gegenüber zu öffnen.“
Ich: „Wie alt ist I nochmal? Vierzehn?“
A: „Dreizehn.“
A: „Deswegen habe ich einfach unfassbaren Respekt vor ihr, ich helfe ihr überall, wo ich ihr helfen kann. Aber...“
Ich: „Wenn ich mir vorstelle, wie wir als dreizehnjährige waren, oder ich...“
A: „Das ist eine Mutter, das ist eine Köchin, sie ist alles. Aber sie ist keine Dreizehnjährige.“
Ich: „...ich hab in dem Alter am Computer gedaddelt, auf Facebook mit meinen Schulfreunden gechattet, war im Einkaufszentrum und hab mir CD‘s gekauft...“
A: „Ich war im Wald. Ich bin einfach die ganze Zeit durch den Wald gerannt. Immer draußen gespielt.“
A: „Aber I tanzt. Sie tanzt wie eine Eins. Sie kann wirklich sehr schön tanzen. Und das finde ich dann auch so berührend, wenn sie dann, obwohl sie am Ende des Tages komplett fertig sein muss, wenn sie dann trotzdem noch ihren Spaß hat. Das ist immer schön, das macht mich glücklich, das zu sehen.“
Ich: „I hat für mich etwas wahnsinnig trauriges. Wenn ich sie manchmal in der Stadt treffe, empfange ich immer so richtig traurige, schwere Vibes von ihr, wie zehn Tonnen.“
A: „Man merkt, dass es ihr nicht leicht fällt.“
Ich: „Ja, und wie auch.“
Ich: „Und dann noch die Dinge, die du nach dem Einsatz gerne mitnehmen willst.“
A: „Das hat viel damit zu tun, wofür ich hier dankbar bin, was ich hier erlebe. Ich habe keine Chance, jemals an diese Hilfsbereitschaft und diese Selbstlosigkeit und Freundlichkeit der Menschen hier heranzukommen. Ich denke, das hat mich auf jeden Fall geprägt. Ich weiß, was Leute, die noch viel weniger haben, mit ihrem Hab und Gut machen und es teilen. Weil es das Richtige ist. Was ich jetzt einfach auch in mir drin habe, ist die Geduld. Da kann ich auch gar nicht mehr gegen machen. Und die Offenheit gegenüber allen und jedem. Klar gehen manche Menschen uns hier auch oft auf den Geist. Aber gleichzeitig kommen die Menschen uns einfach auch sehr offen und interessiert entgegen.“
Ich: „Ich finde es manchmal schwierig, hier noch genauso offen zu sein wie am Anfang. Kann ich eben nicht mehr. Aufgrund der Erfahrungen, die man hier manchmal macht. Ich will es jetzt nicht verallgemeinern. Aber dass man denkt, diese oder jene Person ist wirklich nett, die finde ich selbst gut, mit der würde ich gern was machen. Und später stellt sich heraus, dass manche davon eben nur etwas von dieser Freundschaft haben wollen und sich für dich als Mensch überhaupt nicht interessieren.“
A: „Das ist unfassbar schwierig.“
Ich: „Ich bin manchmal so ein bisschen müde davon...Wenn ich jemanden kennenlerne, frage ich mich jetzt eher, will ich das noch ausbauen? Ich habe keine Lust, wieder enttäuscht zu werden.“
A: „Du kannst den Leuten nicht hinter die Stirn gucken. Das ist, als würde man im Blinden tappen. Und bei jeder Aktion reflektiere ich immer wieder neu, was war das jetzt, wo ist das einzuordnen. Man muss vorsichtig sein. Aber manchmal hat man echt Glück.“































*Turntable: Ein riesiges Feld in der Nähe von Senegambia, zentraler Anlaufpunkt, wenn man irgendwo hinwill, dort warten zu jeder Uhrzeit zahlreiche Taxis oder Bustaxis. Der Weg nach Turntable ist immer beschwerlich und staubig, wenn man im Auto keine Maske trägt, ist man am nächsten Tag erkältet und kann nicht durch die Nase atmen oder muss sich alle paar Minuten räuspern. Man überlegt sich immer zweimal, ob man zum Turntable will. 

* Sanyang: kleine Stadt mit wunderschönem Strand. An dem Strand habe ich auch B kennengelernt und später hat er mir dort seinen Heiratsantrag gemacht. 

*Salam Aleykum:  Der Friede sei mit dir - und als Antwort wird immer gesagt: mit dir sei der Friede (Maleykum Salam)

*Tapalapa: gambisches Stangenbrot

*TGA: The Girls Agenda - Avas und Theresas Projektstelle

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